EM-Bronze: Felix Groß holt erste Medaille bei der Elite
Nach zwei U23-Titeln mischt Bahnrad-Ass Felix Groß vom SC DHfK Leipzig als EM-Dritter nun auch die Spitze bei den „Großen“ auf.
Apeldoorn/Leipzig. Nach zwei europäischen Einzeltiteln in der U23 hat es für Felix Groß nun auch mit einem Podestplatz in der Elite geklappt. Der Bahnrad-Spezialist vom SC DHfK Leipzig errang am Samstagabend im niederländischen Apeldoorn die Bronzemedaille in der Einerverfolgung über 4000 Meter. Im kleinen Finale distanzierte der 21-Jährige in 4:13,24 Minuten den Schweizer Stefan Bissegger um eine halbe Sekunde. Eine weitere Medaille für Deutschland erfuhr Domenic Weinstein (Villingen-Schwenningen). Der Titelverteidiger war gegen den Franzosen Corentin Ermenault chancenlos und holte Silber.
Felix Groß hatte zunächst in der Qualifikation im Feld der 20 Verfolger Rang vier belegt. Da es kein Viertelfinale gibt, war dies die Voraussetzung für den Medaillenkampf. Dabei wurde der junge Sachse von Kilometer zu Kilometer schneller und raste vom anfänglichen neunten Platz ins Vorderfeld. Das kleine Finale sicherte er sich in 4:14,61 souverän, diesmal war der deutsche Meister aber 2,5 Sekunden langsamer als Weinstein, den er Anfang August bei den deutschen Meisterschaften in Berlin noch sicher im Griff hatte.
Zweieinhalb Stunden später in den beiden Finalläufen war der Leipziger der Einzige, der sich gegenüber der Quali steigern konnte – Felix Groß fuhr nun sogar die beste Zeit. Auf dem ersten Kilometer war er eine Sekunde schneller unterwegs, doch der Schweizer ließ sich nicht abschütteln. Erst auf dem dritten Kilometer gelang Felix Groß die Vorentscheidung auf dem Weg zu Bronze.
„Ich bin sehr stolz, dass ich die Finalläufe erwischt habe. Wir hatten eine sehr lange Saison und Vorbereitung, die war sehr kräftezehrend“, sagte Felix Groß: „Leider kam ich in der Quali auf dem ersten Kilometer nicht so gut in Fahrt wie sonst. Aber danach konnte ich ordentlich nachlegen und zeigen, dass ich in einer super Form bin. Die erste Elite-Medaille hat schon was. Es ist ein tolles Jahr für mich, das ich nicht vergessen werde. Mehr geht nicht für mein Alter.“ Sein Trainer Dietmar Junker fieberte daheim in Markkleeberg mit und meinte: „Mich freut es am meisten für Felix und unseren SC DHfK. Leider war er in der Quali am Anfang als Neunter zu langsam – sonst wäre noch mehr möglich gewesen.“
Bundestrainer Sven Meyer meinte: „Schade, dass es heute mit Gold nicht geklappt hat, aber unsere Basis ist sehr ordentlich. Felix war vor der Quali ganz schön nervös, als junger Mann muss er noch lernen, cool zu sein und auf sein Potenzial zu vertrauen. Aber das wird er in den Griff bekommen.“ Die Zeiten im Vierer seien im vorolympischen Jahr insgesamt super stark gewesen, „aber wir können den Schritt mitgehen“. Auch der Vierer (5. Platz) hätte das Potenzial fürs kleine Finale gehabt, sei aber durch den Modus – man musste als Quali-Vierter gegen die überragenden Dänen fahren – im Nachteil gewesen. Auch Felix Groß gab mit Blick auf die Zeiten der Konkurrenz zu: „Das Ergebnis hat uns schon ein bisschen nachdenklich gemacht.“
Nach einer Woche Pause muss der deutsche Bahnvierer mit dem Miltitzer schon wieder bei den Weltcups in Minsk und Glasgow gegen die Weltelite bestehen, um das Olympiaticket nicht zu gefährden. „Das wird ein schwerer, langer Winter“, sagte Groß mit Blick auf die vielen Rennen bis zur WM Ende Februar in Berlin. Dietmar Junker macht sich dafür stark, dass ein, zwei junge und schnelle Leute getestet und eingebaut werden, um das Quartett auf ein höheres Niveau zu bringen. Denn Weinstein und Groß allein können den Vierer nicht zur ersehnten Olympiamedaille führen.
Insgesamt holten die deutschen Asse in Apeldoorn neun Medaillen. Der einzige Titel ging auf das Konto von Franziska Brauße (Öschelbronn) über 3000 Meter.
Frank Schober, Leipziger Volkszeitung vom 21.10.2019