Felix Groß holt Gold bei U23-EM in der Schweiz
Leipzig. Der August 2018 ist sein Monat: Vor drei Wochen feierte der Leipziger Radsportler Felix Groß als Militär-Weltmeister in Holland seinen ersten großen internationalen Titel – der 19-Jährige siegte im Straßenrennen. Nur 20 Tage später kehrte das große Talent aus Miltitz nun auf die Bahn zurück und feierte die nächste Goldmedaille. Bei den U23-Europameisterschaften auf dem Holzoval in Aigle in der Schweiz gewann Leipzigs „Sportler des Jahres 2017“ das Finale in der 4000-m-Einerverfolgung gegen einen gleichaltrigen Russen, der immerhin den Junioren-Weltrekord mit dem Vierer seines Heimatlandes hält.
Apropos Teamverfolgung: Am Mittag nach seinem Triumph saß Felix Groß schon wieder im Sattel des Vierers. Das Quartett des Bundes Deutscher Radfahrer kam in der Quali auf der nur 200 m langen Piste auf Platz drei und fährt heute um Edelmetall. Über seinen Coup in der Einerverfolgung staunte Felix Groß selbst, zumal er in 4:15,1 min Bestzeit fuhr – damit war er drei Zehntel schneller als bei seinem starken fünften WM-Rang Anfang März in Apeldoorn. Gestern grübelte der Blondschopf gemeinsam mit Trainer Frank Augustin lange über die richtige Final-Taktik. Im Gegensatz zur Bahn-DM Mitte Juli entschied er sich diesmal für eine Defensiv-Variante. „Der Russe hatte die schnellste Vorlaufzeit, war am Ende aber etwas eingebrochen. Deshalb habe ich alles auf den letzten Kilometer gesetzt“, so Felix Groß. Der Russe ging wieder schnell an, war auf der kurzen Piste schon fast im Sog des Leipzigers, der aber wie geplant aufdrehte. Noch eine Runde vor Schluss hatte Groß eine halbe Sekunde Rückstand. Mit unglaublichem Finish zog er vorbei – im Ziel hatte er eine halbe Sekunde Vorsprung und riss jubelnd die Arme hoch. 25 Minuten vorher hatte er eine Schrecksekunde überstanden: Die Startmaschine ging kaputt, Felix Groß kippte um. Nach langem Hin und Her gab es einen Handstart. Wegen der EM fehlt Felix Groß in dieser Woche bei der Sixdays-Challenge auf der Leipziger Radrennbahn – eine solche Herausforderung liebt er auch.
Für große Aufmerksamkeit unter den Radsport-Fans sorgte die LVZ-Meldung, dass morgen ab 18 Uhr nach vierjähriger Pause wieder ein Steherrennen an der Windorfer Straße stattfindet. Viele Fans des Stehersports wollten spontan ein Ticket kaufen. Der Veranstalter klärte auf: Ab 17 Uhr öffnen die Pforten, statt eines Tickets gibt es einen Stempel, der Eintritt kostet 5 Euro. Aber sind Steherrennen auf der sanierungsbedürftigen Bahn nicht zu gefährlich? Die LVZ erreichten Bilder, die deutliche Risse im Beton zeigen. Mitveranstalter Erik Schluckner vom Stadt- und Kreisfachverband Radsport meint: „Die meisten deutschen Freiluft-Betonbahnen und deren Beläge sind in die Jahre gekommen, lassen aber die Durchführung von Steherrennen zu.“ Als positives Beispiel nennt er die Bahn in Chemnitz, die in den vergangenen Jahren saniert wurde und vor knapp zwei Wochen ein idealer Austragungsort der deutschen Steher-Meisterschaften gewesen sei. „Es finden aber auch atemberaubende Steherrennen auf denkmalgeschützten Sportstätten wie in Bielefeld statt. Die Bahn hat einen sehr gebrauchten Belag.“ Trotzdem war Bielefeld in diesem Jahr der Austragungsort für die nationalen Titelkämpfe hinter dem Derny. Wie andere Bahnen wartet auch die Traditionspiste an der Windorfer Straße nach ersten notdürftigen Arbeiten auf eine echte Sanierung. „Bis dahin steht aber der Durchführung von Steherrennen nichts im Wege“, so Schluckner.
Frank Schober, Leipziger Volkszeitung vom 23.08.2018